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Der Offshore-Windbranche droht Know-how-Verlust

27.06.2019

Wenn die Bundesregierung an ihrem gekappten Ausbauziel für Windenergienutzung auf See bis 2030 festhält, drohen in der heimischen Offshore-Windindustrie bis Mitte der 2030er Jahre rund 8 000 Arbeitsplätze verloren zu gehen. Sollte es dagegen aus Berlin grünes Licht für mehr Offshorewind geben, der unter anderem in vielen Power-to-X-Anlagen genutzt wird, könnten im gleichen Zeitraum bis zu 10 000 neue Jobs entstehen. Aktuell gibt es 24 500 Arbeitsplätze in der deutschen Offshore-Windbranche, die es zuletzt auf einen Umsatz von knapp 8 Mrd. Euro gebracht hat.

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Das sind die politisch relevanten Kernergebnisse der Studie „Wertschöpfung der Offshore-Windenergie in Deutschland“, die das Marktforschungsinstitut windresearch mit Sitz in Bremen auf Basis von 770 befragten Marktteilnehmern jüngst vorgelegt hat. „Die Botschaft an die Politik ist eindeutig: „Die Service- und Wartungsaufträge allein sind zu wenig für Wachstumsimpulse, die richtigen Jobmotoren für die Seewindnutzung ist der Bau neuer Offshore-Windparks“, kommentierte windresearch-Geschäftsführer Dirk Briese die Ergebnisse. 

Nach eigenen Worten sei er selbst überrascht gewesen, welch großer personeller Einschnitt der Offshore-Windbranche drohe, wenn die schwarz-rote Bundesregierung an ihrer wenig ambitionierte Ausbaupolitik für die Meerwindnutzung festhalte. Seit Jahresbeginn hatte die Windbranche mit Insolvenzen durch namhafter Unternehmen wie Ambau, Senvion oder SSC Wind negative Schlagzeilen gemacht, die alle auch ein Standbein im Offshore-Windsegment gehabt haben. 

Mit ihrer jüngsten Marktanalyse hat windresearch ein Update einer ähnlichen Studie präsentiert, die das Bremer Marktforschungsinstitut erstmals 2011 zusammen mit der Unternehmensberatung PwC veröffentlicht hatte. Damals wie auch aktuell sollte die Untersuchung zeigen, dass die Offshore-Windenergie kein rein „norddeutsches Phänomen“ ist, sondern Arbeitsplätze bundesweit schafft. 

Umsetzung des „Sonderbeitrag Offshore“ gefordert

Bei dem damals viel beachtenden Befund ist es geblieben. „Wir haben bei den vorhandenen Arbeitsplätze überraschende Schwerpunkte im Süden und Westen ermittelt“, resümierte Briese, so profitiert Baden-Württemberg bei der Offshore-Windenergie vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung sowie Engineering, Nordrhein-Westfalen vor allem bei der Fertigung wichtiger Hauptkomponenten für die Windturbinen.“ Nach der windresearch-Studie gibt es beispielsweise in Nordrhein-Westfalen etwas mehr als 3 000 Beschäftigte in der Offshore-Windbranche, in Hamburg, das sich gerne als die bundesweite Windenergie-Hauptstadt sieht, liegt die Zahl bei 2 590.

Angesichts solcher Zahlen setzt die Offshore-Windbranche darauf, dass auch die „Binnenländer“ mehr Druck auf die Bundesregierung ausüben, den bestehenden Ausbaudeckel von 15 000 MW bis zum Jahr 2030 aufzuheben. Insbesondere drängt die Branche auf eine schnelle Umsetzung des im schwarz-roten Koalitionsvertrag vereinbarten „Sonderbeitrag Offshore“, sprich eine zusätzliche Ausschreibung für die Offshore-Windenergie. Auch Arbeitnehmervertreter unterstützen diese Forderung: „Als Signal für die Branche brauchen wir innerhalb des nächsten halben Jahres Klarheit darüber, ob dieser Sonderbeitrag kommt oder nicht. Ansonsten sehe ich keine Zukunft für die Offshore-Windindustrie hierzulande“, hatte Meinolf Geiken, der den Bezirk IG Metall Küste leitet, auf der Bremerhavener Windforce-Konferenz in der zweiten Mai-Hälfte betont. In den Jahren 2000-2022 werden hierzulande kaum neue Offshore-Windturbinen in Betrieb gehen. Absehbar ist, so Geiken, dass sich weitere Unternehmen von Mitarbeitern trennen werden: „Diese gut ausgebildeten Leute werden wohl in anderen Branchen einen Job verlieren, für die Offshore-Windenergie sind sie und ihr Know-how aber verloren.“ Stoppen könne diese unheilvolle Entwicklung einzig und allein die Berliner Politik mit deutlichen höheren Zielen für den Ausbau der Windenergie auf See.

 

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