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Aufgaben für Dienstleister im Repowering

21.12.2017

Repowering-Projekte sind grundsätzlich von der gleichen Komplexität wie Neuprojekte. Diese Komplexität scheint Betreibern jedoch oftmals nicht bewusst zu sein. Es ist umso wichtiger, dass Dienstleister sich darauf einstellen, Betreiber aufzuklären und deren Fragen zu beantworten, andererseits aber auch Ängste und Zweifel abzubauen. Für diesen Beitrag berichteten Experten aus der Windbranche über ihre Arbeit mit Repowering.

Betreiber unterstützen, Fragen beantworten

Gerade bei so komplexen Themen wie dem Repowering kommt es nicht nur darauf an, termingerecht zu arbeiten und jederzeit professionell aufzutreten. Aufklären, ohne zu überfordern, Ängste und Zweifel abbauen, weitere Schritte aufzeigen und alle beteiligten Gewerke und Partner wie in einem Orchester zusammenführen: Ein Dienstleister sollte die Fragen seiner Kunden beantworten können und diese mit Fachwissen dabei unterstützen, ihre Herausforderungen anzugehen.

Wie unvorbereitet die Repowering-Thematik viele Betreiber trifft, zeigen Fragen, die Henning Krix, Repowering Sales Manager bei Vestas Central Europe, oft von seinen Kunden hört. Weit verbreitet ist u. a. die Annahme, dass man „Altanlagen relativ unkompliziert durch Neuanlagen“ ersetzen könne. Dass ein Repowering-Projekt dagegen planungsrechtlich im Grunde neu aufgerollt werden müsse, scheint nicht jedem Betreiber bewusst zu sein.

Repowering vs. Weiterbetrieb, Verkauf vs. Recycling

Sind die grundsätzlichen wechselseitigen Annahmen klar, stellen sich Betreiber außerdem weitreichende Fragen zur Wirtschaftlichkeit eines Repowering-Projekts, die sich vielleicht wie folgt zusammenfassen lassen: Habe ich wirklich am Ende mehr davon als jetzt, wenn ich mich an diese komplexe Thematik herantraue? Die Wirtschaftlichkeit eines möglichen Repowering-Projekts gegenüber dem Weiterbetrieb zu bewerten, „um auch wirklich eine fundierte Aussage treffen zu können, ob sich [das] Projekt [...] lohnt oder nicht“, ist daher in der täglichen Arbeit von Henning Krix eine zentrale Frage. Klaus Övermöhle von Övermöhle Consult & Markting bestätigt: „Primär sind es Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Welche Variante letztendlich die bessere ist, muss immer im Einzelfall geprüft werden.“

Ole Becker, Repowering-Vertriebsleiter bei der Deutschen Windtechnik, sieht mit die größten Aufgaben noch im Vorfeld der Projektdurchführung: „Grundsätzliche Fragen stellen sich vorerst zur Genehmigung. Wenn das Projekt genehmigt ist und einen Zuschlag in der jeweiligen Ausschreibungs-Runde bekommen hat, kann sich über weitergehende Fragen gekümmert werden.“

Vielen Fragen und Zweifeln, die sich Betreibern im Kontext des Repowerings stellen, können Dienstleister mit der Erfahrung aus Neuprojekten begegnen. Besonders einstellen müssen sie sich dagegen auf Themen, die den Rückbau und die Verwertung der Alt-WEA betreffen. Darunter fallen u. a. die folgenden Aspekte:

  • Sind ausreichende Rücklagen für den Rückbau vorhanden?
  • Lassen sich Erlöse aus dem Verkauf der Altanlagen erzielen?
  • Welche Fristen gilt es einzuhalten?

Werden die Alt-Anlagen nicht weiter verkauft, müssen zudem Fragen zu Zerlegung und Recycling betrachtet werden. Was bringt es ein, einzelne Komponenten als Ersatzteile weiterzuverkaufen oder kann es sich lohnen, diese als Ersatzteillieferanten für das kundeneigene Anlagenportfolio vorzuhalten? Welcher Dienstleister ist geeignet, um sich um Zerlegung und Verschrottung der Teile zu kümmern, die keine Verwendung als Ersatzteile finden?

Kostenfaktoren eines Repowering-Projekts genau kalkulieren

Eine der größten Herausforderungen beim Repowering ist, in Zeiten der stark wettbewerbsorientierten Ausschreibungsverfahren mehr denn je, eine umfassende Kostenkalkulation, die alle Faktoren mit einbezieht und in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit gegeneinander abwägt. Da die Ertragsseite durch variierende Förderhöhen schwer einzuschätzen sei, „[ist es] umso wichtiger [...], dass man seine Kostenseite [...] wirklich präzise abschätzen kann“, so Henning Krix von Vestas Central Europe. Schließlich hängt von dieser Kalkulation auch die Ausarbeitung eines Gebots für die Ausschreibungsrunden ab, die viele Betreiber stark verunsichern.

Martin Westbomke, Projektleiter beim Institut für Integrierte Produktion Hannover, gibt folgende Kostenfaktoren eines Repowering-Projekts an die Hand, die in einer Kalkulation zu berücksichtigen sind:

  • EEG- Vergütung 
  • Restlaufzeit im EEG
  • Höhe der EEG-Vergütung
  • Erzielbare Energieerträge von Bestandsanlagen
    • Individueller Nettostromertrag
  • Vergütung (abhängig von:) 
    • Gebotspreis 
    • Standortgüte
  • Energieertrag Neuprojekt
    • Individueller Nettostromertrag 
  • OPEX (operational expenditures, laufende Betriebskosten)
    • Service
    • Pacht
    • Betriebsführung
    • Jährliche Rückbaurücklagen
  • CAPEX (capital expenditures), neben der Ersteinrichtung u. a. Ersatzteile und Rechnersysteme
    • WEA-Preis inkl. Fundament
    • Planung
    • Sonstiges (Netz, Kran, Kabel, Ausgleichsmaßnahmen…)
  • Steuern
  • Herausforderungen im Kundenumgang vorhersehen & meistern

    Die wohl größte Herausforderung für Repowering-Dienstleister sind Verunsicherungen und Zweifel der Betreiber an der grundsätzlichen Realisierbarkeit eines solchen Projekts. Sätze wie „Unter 5 Ct komme ich sowieso nicht“ oder „Ich hab sowieso keine Chance im Ausschreibungsverfahren“ hört Henning Krix regelmäßig von seinen Kunden. Diese Angst und das intuitive Festhalten am Bestandspark können Hersteller und Service-Unternehmen abbauen, indem sie auf Erfahrungen aus den Ausschreibungssystemen anderer Länder zurückgreifen und die langfristige Sicherheit aufzeigen, die repowerte Anlagen gegenüber in die Jahre gekommenen Bestandsanlagen mit nur noch wenigen Jahren Restlaufzeit einbringen. 

    Zu einem ganzen Komplex an Aufgaben führt regelmäßig das Thema Entsorgung und Verwertung der Altanlagen. Ole Becker von der Deutschen Windtechnik berichtet: „Der Rückbau der Alt-Anlage wird oft sehr stiefmütterlich behandelt, weil die Errichtung der Neuanlage Priorität hat. Die Wichtigkeit eines termingenauen Rückbaus wird oft unterschätzt.“ Dienstleister sind daher gut beraten, Betreiber hier stark an die Hand zu nehmen, vorausschauend zu planen und auf die Einhaltung wichtiger Fristen hinzuarbeiten. Die Entscheidung über Verkauf oder Verwertung der Altanlagen muss zum Gegenstand einer eigenen, reflektierten Kostenkalkulation werden. Von zentraler Bedeutung sind zudem „eine vorausschauende Planung und eine genaue Abstimmung aller Gewerke“, so Ole Becker. 

    Repowering-Dienstleister sind Helfer der deutschen Energiewende

    Die in 2017 eingeführten Ausschreibungen für Wind an Land stellen Betreiber wie Dienstleister beim Thema Repowering vor große Aufgaben. Zusätzlich zu den genehmigungsrechtlichen Fragen eines Neuprojekts kommen Rückbau, Verkauf und Recycling der Altanlagen mit auf die Agenda. Zweifel abzubauen, verschiedene Akteure einzubinden und Kostenkalkulationen zuverlässig aufzustellen gehören zu den wichtigsten Aufgaben. Repowering ist ein gemeinsames Projekt, das Kompetenzen bündelt: Das Wissen des Betreibers über seine Anlagen, seine Ressourcen und sein Kapital treffen auf die Projekterfahrung von Herstellern und Projektierern, die wissen, auf welche Feinheiten es ankommt und welche Dinge beachtet werden sollten. Nur in enger Abstimmmung schaffen sie es, die knapper werdenden Flächen für den Wind-Zubau in den nächsten Jahren effektiv zu nutzen.

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