Mit dem 31. Dezember dieses Jahres endet die Frist zur Einführung der bedarfsgesteuerten ...
Das Ergebnis kam nicht ganz unerwartet, Branchenexperten hatten davor gewarnt: Nach den ersten beiden Ausschreibungsrunden für die Windkraft an Land zeichnet sich ein krasses regionales Ungleichgewicht für den weiteren Windkraftausbau hierzulande ab: Nach einer jüngst veröffentlichten, landkreisscharfen Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land werden 84,5 Prozent der bei den Auktionsrunden erfolgreichen Windenergieanlagen in der nördlichen Bundesländern (dazu zählt die FA Wind: Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt) in Betrieb gehen.
In puncto Windenergieanlagen ging der Süden der Bundesrepublik zuletzt leer aus
Besonders erfolgreich ist übrigens Brandenburg, auf das allein knapp 30 Prozent der erfolgreichen Windturbinen entfallen. Die Südhälfte (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen) kommt dagegen nur auf 15,5 Prozent der bezuschlagten Windturbinen. Branchenexperten hatten bei der letztjährigen Debatte um die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) prognostiziert, dass neue Windparkprojekte angesichts der in der Regel deutlich windreicheren Standorte spürbare Wettbewerbsvorteile bei den Ausschreibungen haben werden. Aber auch der logistische Aufwand, Windenergieanlagen in Süddeutschland ans Netz zu bringen, ist dort unweit aufwändiger und damit teurer.
Das von der FA Wind ermittelte Missverhältnis zwischen Nord und Süd ist umso erstaunlicher, da große Teile Norddeutschlands seit der letzten EEG-Reform zum sogenannten Netzausbaugebiet gehören: In ganz Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen sowie den nördlichen Landkreisen Niedersachsens sind die Zuschläge für neue Windparks neben dem politisch gewollten Ausbaudeckel von 2 800 MW brutto pro Jahr zusätzlich limitiert worden.
Sollte sich diese Entwicklung bei den nächsten Ausschreibungsrunden fortsetzen, würde der Trend der Vorjahre umgekehrt: Fast alle Windenergienlagenhersteller hatten in den vergangenen Jahren sogenannten Schwachwindturbinen mit immer höheren Türmen angeboten, die besondern für Binnenlandstandorte konzipiert worden sind. Deshalb wurden zwischen 2014 und Mitte 2017 jährlich immerhin rund 30 Prozent der Neuanlagen in der südlichen Hälfte Deutschlands errichtet, die anderen 70 Prozent entfielen auf die nördlichen Regionen. Die bisherigen Ausschreibungsergebnisse sind für einige Bundesländer ziemlich bitter, da sie zuletzt eine Windkraft-Offensive gestartet haben: Baden-Württemberg ging bei den Auktionen gleich zweimal leer aus, Hessen erhielt lediglich sechs Zuschläge für insgesamt 24 Windturbinen - viel zu wenig um die von den jeweiligen Landesregierungen in Stuttgart und Wiesbaden angestrebten Ausbauziele zu erreichen.
Die bislang ungleiche regionale Verteilung der erfolgreichen Windparkprojekte lässt nicht nur willige Wind-Länder wie Baden-Württemberg und Hessen im Regen stehen, sondern schafft absehbar neue Probleme: Je mehr neue Windkraftanlagen im Norden gebaut werden, desto größer dürften die Akzeptanzprobleme mit Anwohnern vor Ort werden. Um auch künftig einen einigermaßen flächendeckenden Windkraftausbau zu gewährleisten – den die Bundesregierung übrigens bei der EEG-Reform versprochen hatte, erinnert Reiner Priggen an die Forderungen nach einer Regionalquote bei den Ausschreibungen aus dem letzten Jahr: „So ungleichmäßig wie sich die Zuschläge bei den ersten beiden Auktionsrunden verteilt haben, spricht vieles für einen Länderproporz bei den Ausschreibungen“, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW. Im vergangenen Jahr hatten verschiedene Umwelt- und Energieministerien, darunter Baden-Württemberg und das damals noch rot-grün regierte Nordrhein-Westfalen, eine 40-prozentige Quote für Windparkprojekte südlich des Mittellandkanals bei den Ausschreibungen gefordert.
Priggen kann sich auch gut vorstellen, den Bau neuer Windturbinen an die jeweilige Netzsituation in den einzelnen Bundesländern zu koppeln: „Mit einem Bonus-Malus-System ließe sich der Zubau systemverträglich steuern.“ Ähnlich sah auch der Vorschlag des Energiekonzerns Energie Baden-Württemberg für eine Regionalquote im vergangenen Jahr aus. Details, sagt der LEE NRW-Chef, ließen sich immer noch klären: „Wichtig ist, dass überhaupt etwas passiert. Es kann nicht sein, dass ganze Regionen beim Windkraftausbau durch die Ausschreibungen abgehängt werden.“
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