Mit dem 31. Dezember dieses Jahres endet die Frist zur Einführung der bedarfsgesteuerten ...
Das Eingeständnis fand überhaupt kein Medienecho. Bereits im vergangenen Herbst hatte sich Baden-Württembergs Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller von einem seiner großen Ziele verabschiedet. Der Anteil der Windenergie an der landesweiten Stromerzeugung sollte bis 2020 auf einen Anteil von zehn Prozent ausgebaut werden, hatten sich die Grünen beim Start der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg im Frühling 2012 vorgenommen. Ambitioniert, aber machbar im einstigen Atomkraft-Ländle. Warum er das 10-Prozent-Ziel in weite Ferne rücken sah, erklärte der Grünen-Politiker gegenüber Branchenmagazin Energie & Management so: „Das Ziel der zehn Prozent Windstrom im Netz bis 2020 haben wir in der letzten Legislaturperiode formuliert, in der aktuellen nicht mehr. In einer Situation, in der im Rahmen von Ausschreibungen entschieden wird, wo neue Kapazitäten gebaut werden, wäre es vermessen, an einem Ziel festzuhalten, auf das man selbst gar keine Einflussmöglichkeiten hat.“
Unterstellers hörbarer Frust ist durchaus verständlich. In den vergangenen Jahren hatte Baden-Württemberg mit einer durchaus erfolgreichen Aufholjagd beim Windkraftausbau begonnen: Der jährliche Zubau stieg von acht Anlagen (18,65 Megawatt) in 2014, über 52 Anlagen (144,05 Megawatt) in 2015 auf 124 Anlagen (346,7 Megawatt) in 2016. Im vergangenen Jahr, in dem noch viele unter dem „alten“ Erneuerbare-Energien-Gesetz genehmigte Windenergieanlagen in Betrieb gegangen sind, erlebte Baden-Württemberg mit weiteren 116 Anlagen und einer neu installierten Leistung von 366,2 MW ein zweites Rekordjahr in Folge.
Umso krasser kam es dann zum Einbruch: Bei den im vergangenen Jahr erfolgten Ausschreibungen ging Baden-Württemberg völlig leer aus, keines der Projekte erhielt einen Zuschlag. Bei den ersten beiden Auktionsrunden in diesem Jahr lief es nicht viel besser: Von den insgesamt 184 erfolgreichen Geboten entfielen nur sieben auf Baden-Württemberg. Viel zu wenig, um in Reichweite des 10-Prozent-Ziels zu kommen. Gegenüber der Regionalpresse hatte Minister Untersteller deshalb unlängst erklärt: „Mit den Ausschreibungen sind uns als Land die Steuerungsinstrumente verlorengegangen. Von daher macht es keinen Sinn, dass wir irgendwelche Prozente noch als Ziel vorgeben."
Damit das Ländle und die südlichen Regionen nicht gänzlich beim Windkraftausbau abgehängt werden, kämpft Untersteller seit längerem für eine Regionalquote bei den Ausschreibungen, sprich bei jeder Bieterrunde soll eine gewisse Quote für Standorte südlich der Main-Linie reserviert sein. „Vor der Ausschreibung haben wir südlich der Main-Linie 18,8 Prozent der realisierten Windkraft-Projekte gehabt", sagt Untersteller, „mein Ziel ist jetzt, dass wir möglichst wieder da hinkommen. Das ist für mich das Vordringliche." Im Moment liege der Süden bei sieben Prozent. Der sich abzeichnende Einbruch beim Windkraftausbau im Südwesten macht auch Hermann Albers Sorgen: „Bei den Ausschreibungen ist ein Nachsteuern erforderlich, um den verbrauchsstarken Süden nicht von der Energiewende abzuschneiden“, forderte der Präsident des Bundesverbandes Windenergie vor kurzem bei der Eröffnung des Windenergiebranchentages Baden-Württemberg in Stuttgart. Sowohl Untersteller als auch Albers wissen, dass das 100-Tage-EEG-Gesetz erst einmal auf die Zeit nach der parlamentarischen Sommerpause verschoben worden ist. Danach soll dann auch die Regionalquote diskutiert und möglicherweise auch gesetzlich verankert werden.
Baden-Württembergs Umweltminister jedenfalls zeigte sich optimistisch in Berlin Gehör zu finden. „In den Netzentwicklungsplänen der Bundesnetzagentur sind Ausbauvolumen drin. Und wenn Sie in den letzten Netzentwicklungsplan reinschauen, dann entspricht das dort angenommene Ausbauvolumen in etwa diesen 18 und 19 Prozent, die wir vor Beginn der Ausschreibung hatten“, betonte Untersteller gegenüber der Regionalpresse.
Erstmal einmal geht der Grünen-Minister von einer Durststecke beim Windkraftausbau in Baden-Württemberg aus. Wie lange diese Delle dauert, ist nicht absehbar. Aufgeben will Untersteller jedenfalls nicht: „Jetzt muss man nur gucken, dass dieser Fadenriss nicht zu groß wird.“
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