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Über Power Purchase Agreements (PPA), direkte Stromlieferverträge zwischen Windparkbetreibern und (vor allem) Industrie- und Gewerbekunden, ist in der heimischen Windbranche seit Monaten diskutiert worden. Kurz vor Beginn der Hamburger Windmesse sind die ersten vier Windstrom-PPAs bekannt geworden.
Dabei haben sechs Bürgerwindparks in Niedersachen in der ersten Septemberwoche den Anfang gemacht, indem sie sich mit dem norwegischen Energiekonzern Statkraft auf eine PPA-Vereinbarung verständigt haben. Das ermöglicht ihnen den Weiterbetrieb ihrer Anlagen ab dem Jahr 2021, die dann nach 20-jähriger Förderung keine Vergütung mehr nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erhalten.
Die 31 Windenergieanlagen der sechs Bürgerwindparks bringen es zusammen auf eine Leistung von 45 MW. Die Laufzeit der Stromabnahmeverträge, die am 1. Januar 2021 beginnen, schwankt zwischen drei und fünf Jahren. Den Windstrom der Ü20-Anlagen liefert Statkraft ab Anfang 2021 an ein „großes deutsches Industrieunternehmen“, über dessen Namen sich Deutschlands größter Direktvermarkter von Strom aus EEG-Anlagen noch ausschweigt.
Gerade für Industriekunden sieht Statkraft Markets (so der offizielle Name des deutschen Tochterunternehmens) diesen ersten PPA-Kontrakt als eine Art Türöffner: „Viele unserer Industriekunden haben sich Nachhaltigkeitsziele gesetzt und sind daher an einer Versorgung mit grünem Strom interessiert. Wir kombinieren Strom aus Windparks in Deutschland mit Strom aus anderen erneuerbaren Quellen und bringen so die Erzeugungs- und Verbrauchsseite in Einklang“, betonte Carsten Poppinga, einer der Geschäftsführer von Statkraft Markets.
Ab dem 1. Januar 2021 fallen alle bis einschließlich des Jahres 2000 gebauten Ökokraftwerke aus der EEG-Vergütung. 2021 sind es nach Angaben der Bundesregierung gleich 5 608 Windenergieanlagen mit einer Leistung von gut 4 400 MW. Bis Ende 2025 umfasst der „Aderlass“ laut einer Studie des Bundesverbandes Windenergie (BWE) eine Windkraftleistung von immerhin 16 000 MW, was gut 30 Prozent der heutigen Windturbinenleistung entspricht.
Drei Tage nach Statkraft Markets hat auch Greenpeace Energy eine PPA-Vereinbarung mit einem Windparkbetreiber verkündet, dessen Anlagen nach 2020 ebenfalls keine EEG-Vergütung mehr erhalten. Der Ökostromhändler einigte sich mit den Betreibern des nordfriesischen Windparks Ellhöft – sechs Anlagen mit zusammen 7,8 MW – auf ein PPA mit fünfjähriger Laufzeit. Der vereinbarte Fixpreis soll über eine Gleitklausel angepasst werden können.
Anders als Statkraft Markets, das den Strom „seiner“ Post-EEG-Anlagen für die Belieferung eines Industrieunternehmens nutzt, sollen die Strommengen aus Ellhöft bei Greenpeace Energy den Windstromanteil am hauseigenen Ökostrom-Produkt von derzeit rund 50 Prozent stützen oder sogar noch steigern.
Nils Müller, Vorstand von Greenpeace Energy, wertete den Vertrag mit den nordfriesischen Windmüllern außerdem als wichtigen Baustein, der zum Erfolg der Energiewende beitrage: „Windturbinen, die aus der EEG-Förderung fallen, werden ohne solche Verträge vermutlich abgebaut und tragen dann nicht mehr dazu bei, die deutschen CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung zu reduzieren.“
Auch Reinhard Christiansen, Geschäftsführer des Bürgerwindparks Ellhöft, freute sich über den ersten PPA-Vertrag für Windstrom in Schleswig-Holstein: „Dadurch können wir unsere Anlagen, sofern die Technik mitspielt, schon einmal mindestens fünf Jahre lang weiterbetreiben.“ Er geht davon aus, dass die sechs Anlagen auch nach dem Jahr 2026 weiter am Netz sind: „Im vergangenen Jahr lag die Verfügbarkeit unserer Windturbinen bei knapp 99 Prozent.“
Neben Statkraft Markets und Greenpeace Energy haben unterdessen auch Quadra Energy, ein Tochterunternehmen des Windenergieanlagenherstellers Enercon, und der Regionalversorger Wemag aus Mecklenburg-Vorpommern erste, ab 2021 gültige PPA-Verträge abgeschlossen.
Nach Brancheneinschätzung dürfte das PPA-Thema während der Messe Hamburg WindEnergy bei vielen Ausstellern und Besuchern weit oben auf der Agenda stehen.
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