Windenergie.Macher HUB - Werde Teil des digitalen Ökosystems!
wind-turbine.com

Im Kommen: PPA-Verträge für Windstrom

16.04.2018

umspannwerk baltic 1

Die erneuerbaren Energien und insbesondere die Windbranche müssen sich auf eine neue Entwicklung einstellen: In den kommenden Jahren erwartet die HSH Nordbank ein wachsendes Volumen an sogenannten Power Purchase Agreement (PPA)-Verträgen im Ökostromsektor. „Diese Direktabnahmeverträge mit Großkunden gewinnen spätestens ab dem Jahr 2021 an Bedeutung, da die anstehende Neuregelung der EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien die bestehenden Hemmnisse zur Direktvermarktung von Ökostrom via PPA in allen Mitgliedsländern beseitigen wird“, betonte Inka Klinger, Leiterin Energie & Logistik Vertrieb Deutschland bei dem norddeutschen Bankhaus, bei der Vorstellung der von HSH-Experten erarbeiteten Studie „Corporate PPA - Going Green“. Dabei verwies Klinger auf das im vergangenen Jahr in Europa abgeschlossene Rekord-Volumen für Corporate PPA von über 1 400 Megawatt: „Da setzt sich etwas in Bewegung.“

Microsoft und Vattenfall schließen Power Purchase Agreement-Vertrag

Im vergangenen Jahr hatte unter anderem der Vattenfall-Konzern einen solchen PPA mit einem prominenten Kunden abgeschlossen, nämlich Microsoft: So wird der schwedische Staatskonzern ab dem Jahr 2019 aus seinem niederländischen Windpark Wieringermeer mit einer Leistung von 180 Megawatt ein Rechenzentrum des IT-Konzerns bei Amsterdam 15 Jahre lang mit Windstrom beliefern.

Zwei sich überlagernde Trends forcieren derzeit den Abschluss von grünen, direkten Stromlieferungsverträgen, die im fossilen Bereich in einer Reihe von Ländern Standard sind. So wächst zum einen die Zahl von Unternehmen, die in Folge ihrer Nachhaltigkeitsstrategien voll auf Ökostrom setzen – und zwar auf physikalischer Basis. Gleichzeitig müssen sich in vielen Ländern Europas Betreiber von Solar- und Windkraftwerken auf das Auslaufen fester, zum Teil recht üppiger Einspeisegarantien einstellen, wie sie beispielsweise das Erneuerbare-Energien-Gesetz fast gut zwei Jahrzehnte vorgesehen hatte. Daher sind Finanzierungsalternativen gefragt, die den Weiterbetrieb älterer Ökokraftwerke möglich machen. „PPA können für Betreiber eine Brücke sein, um auch künftig für eine langfristige Erlössicherheit zu sorgen“, so Klinger.

PPA als Alternative für WEA Ü-20?

In Deutschland steckt der Ökostromvertrieb via PPA noch in den Kinderschuhen. Denn das EEG schließt eine Doppelvermarktung von gefördertem Ökostrom aus.

Das könnte sich durch die bereits erwähnte Neuregelung der EU-Richtlinie zu erneuerbaren Energien ändern. Auf jeden Fall wird hierzulande ab Anfang 2021 immer mehr Ökostrom auf dem Markt vorhanden sein, der nicht mehr unter die EEG-Förderung fällt. Das seit April 2000 gültige EEG sieht eine 20-jährige Förderung von Ökokraftwerken vor. Deshalb wird allein im Windsektor in den Jahren 2021-2025 rund ein Drittel des heutigen Anlagenbestandes an Land aus der staatlichen Förderung fallen. Das sind immerhin mehrere Tausend Windturbinen mit einer Leistung von rund 16 000 MW.

Auch für diese „Ü-20-Anlagen“ könnten sich Power Purchase Agreement-Verträge als eine finanzielle Option für den Weiterbetrieb anbieten, sofern sie technisch ohne Probleme auch nach Ablauf der EEG-Förderung am Netz bleiben sollen. „Aus diesen Bestandsanlagen erwächst in den kommenden Jahren ein zusätzliches Potenzial mit dem Abschluss von PPA - und zwar mit kurzen Vertragslaufzeiten“, ist Klinger überzeugt. Dafür allerdings müssen die Voraussetzungen am Strommarkt wie auch der regulatorische Rahmen passen.

Studie von Energy Brainpool über Preise bei PPA

Ende Februar hatten bereits die Strommarktanalysten von Energy Brainpool ein sogenanntes White Paper über die Abnahmepreise bei möglichen PPA Anfang der 2020er Jahre vorgestellt. Deren Berechnungen ergaben für Windstrom einen Preis von 3,2 Cent pro Kilowattstunde für den Zeitraum 2020 bis 2024.

Energy Brainpool hat damit einen ersten Stein ins Wasser geworfen, der aber zeigt, dass das Thema Power Purchase Agreement für die erneuerbaren Energien schneller als gedacht an Bedeutung gewinnen wird.