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Windenergieanlagen sind auf 20 Jahre ausgelegt. Doch viele Anlagen können deutlich länger zuverlässig Strom liefern – wenn ihre Sicherheit und Restlebensdauer sauber nachgewiesen werden. Wie das funktioniert, erklärt Jörg-Rasmus Otto, Leiter der Inspektionsstelle der ENERTRAG Betrieb GmbH.
Frage: Herr Otto, was genau macht die Inspektionsstelle der ENERTRAG Betrieb GmbH?
Antwort: Wir führen Inspektionen an Windenergieanlagen (WEA) durch – vom Fundament bis zum Rotorblatt. Ein Schwerpunkt ist die Praktische Prüfung zum Weiterbetrieb, kurz BPW. Sie ist der technische Teil der Weiterbetriebsprüfung, die Betreiber brauchen, wenn eine Anlage über ihre Entwurfslebensdauer hinaus laufen soll.
Frage: Auf welcher Grundlage basiert Ihre praktische Prüfung zum Weiterbetrieb?
Antwort: Unser Hausverfahren orientiert sich an der DNVGL-ST-0262 „Weiterbetrieb von Windenergieanlagen“, Ausgabe März 2026. Die Anforderungen – vor allem die Liste aus Anhang B – sind in unserer Inspektions-App abgebildet. So stellen wir sicher, dass keine Prüfpunkte verloren gehen und das Vorgehen standardisiert bleibt.
Frage: Warum ist eine BPW nach 20 Jahren überhaupt notwendig?
Antwort: Die meisten WEA sind konstruktiv auf 20 Jahre Entwurfslebensdauer ausgelegt. Wenn diese Zeit erreicht ist, reicht das „Bauchgefühl“ nicht mehr. Man muss prüfen, ob die Anlage unter den aktuellen und zukünftigen Bedingungen weiterhin sicher betrieben werden kann. Das ist wie beim Auto: Nach vielen Jahren braucht es nicht nur eine Sichtprüfung, sondern auch Messwerte und Historie, um sicher weiterzufahren.
Frage: Wann sollten Betreiber eine Weiterbetriebsprüfung einplanen?
Antwort: Am besten ein bis zwei Jahre vor Ablauf der Entwurfslebensdauer. Dann bleibt genug Zeit für Auswertungen, eventuelle Nachrüstungen oder Monitoring. Gleichzeitig hat der Betreiber früh Klarheit über die Restlebensdauer und kann einen belastbaren Finanz- und Betriebsplan aufstellen.
Frage: Die Weiterbetriebsprüfung besteht aus zwei Teilen. Wie ist das organisiert?
Antwort: Genau. Es gibt den analytischen Teil und den praktischen Teil.
Frage: Was ist das Ziel der Weiterbetriebsprüfung?
Antwort: Kurz gesagt: Sicherheitsnachweis und Restlebensdauer. Wir prüfen, ob die Anlage standsicher ist und ob Tragstrukturen Abweichungen zeigen, die den Weiterbetrieb einschränken. Der analytische Teil betrachtet dabei standortspezifische Lasten jeder einzelnen WEA im Windfeld, inklusive der gesamten Windpark-Konstellation in einem generischen Anlagenmodell.
Frage: Was sollten Betreiber im Vorfeld besonders beachten?
Antwort: Es gibt vier zentrale Punkte:
Frage: Welche Unterlagen brauchen Sie konkret für die Prüfung?
Antwort: Typischerweise braucht man folgende Unterlagen:
Frage: Was passiert im analytischen Teil?
Antwort: Dort wird die Restlebensdauer rechnerisch bewertet, u. a. basierend auf:
Frage: Und wie läuft der praktische Teil ab?
Antwort: Wir inspizieren alle sicherheitsrelevanten, lastabtragenden Bereiche, insbesondere:
Man kann sich das wie einen gründlichen „Gesundheits-Check“ der Anlage vorstellen: Wir prüfen nicht nur sichtbare Schäden, sondern auch typische Alterungs- und Ermüdungsmuster.
Frage: Welche Rolle spielen bekannte Schwachstellen bestimmter Anlagentypen?
Antwort: Eine sehr große. Bekannte Schwachstellen eines konkreten Typs oder einer Serie müssen verpflichtend einbezogen werden. Finden wir systemische Auffälligkeiten, kann der Prüfumfang erweitert oder zusätzliches Monitoring angeordnet werden. Das ist wichtig, damit aus Einzelfunden keine Sicherheitsrisiken für den gesamten Park werden.
Frage: Was enthält der Prüfbericht am Ende?
Antwort: Der Bericht liefert eine klare Entscheidungsgrundlage:
Frage: Was beeinflusst die mögliche Weiterbetriebsdauer am stärksten?
Antwort: Vor allem:
Frage: Welche Vorteile bringt die BPW für Betreiber?
Antwort: Sie schafft Sicherheit und Planungssicherheit:
Frage: Ihr Fazit in einem Satz?
Antwort: Die Weiterbetriebsprüfung ist der zentrale Nachweis für einen sicheren Weiterbetrieb nach 20 Jahren. Mit unserem integrierten Paket aus akkreditierter Praxisprüfung plus analytischer Bewertung mit UL Solutions bekommen Betreiber eine belastbare, ganzheitliche Entscheidungsgrundlage.
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