Die Windenergie ist ein Wachstumsmarkt – und eine Säule der Energieversorgung. Umso wichtiger ist ...
In zahlreichen Schwellenländern sind erneuerbare Energien längst etabliert und Photovoltaik, Wasserkraft, Windenergie & Co machen hier bereits einen großen Anteil des Strommixes aus. Vielerorts gelingt ein kostengünstiger Einstieg mit gebrauchten Windenergieanlagen, insbesondere dann, wenn es um dezentrale Energieerzeugung geht. Doch infrastrukturelle Schwächen und unsichere politische Rahmenbedingungen stellen in einigen aufstrebenden Staaten noch immer eine große Herausforderung bei der Realisierung erneuerbarer Energieprojekte dar – so etwa in der Republik Namibia. Rechtsanwalt Josef Mühlenbein ist hier regelmäßig vor Ort und kennt sich in diesem kontrastreichen Land im Südwesten des afrikanischen Kontinents gut aus. In einem Interview mit wind-turbine.com berichtet er ausführlich über seine Erfahrungen und über die aktuelle Lage der namibischen Energieversorgung.
Namibia ist abhängig von ausländischen Stromimporten. Das Land bezieht seinen Strom unter anderem aus dem Kernkraftwerk Koeberg in Südafrika oder auch der Cabora Bassa-Talsperre in Mosambik. Weitere Länder aus denen Strom bezogen wird sind außerdem Simbabwe und der Nachbarstaat Sambia. Vor der Küste Namibias wird Öl und Gas gefördert. Hier sind etwa das Kudu-Gas-To-Power-Projekt zu erwähnen. Im Norden des Landes gibt es außerdem die Epupa- und Baynes-Wasserkraftwerke, die ab 2022 in Betrieb gehen sollen.In der Fläche auf Farmland wird hingegen meist mit Dieselaggregaten und Batteriesystemen gearbeitet.
Im Hinterland gibt es kaum geeignete Stromnetze, um den erzeugten Strom in der Fläche zu transportieren. In Anbetracht der Weitläufigkeit und Größe des Landes und weniger Abnehmer pro Quadratmeter ist die Versorgung relativ gut. Windkraftanlagen würden einen Teil der Grundlast übernehmen können. Auf Farmen würde Diesel gespart und die langen Wege, Diesel herbeizuschaffen.
Die Frage ist, ob zur Zeit überhaupt welche gesucht werden. Herr Hans-Werner Behrens, Vorsitzender des Vereins „Hilfe für Namibia e. V.“ - Niedersachsen hat selbst einmal versucht, in der Siedlung Kombat ein Windenergieanlagen-Projekt aufzubauen. Wichtig wegen der Wartung war dabei die Zusammenarbeit mit der Kupferschmelze in Tsumeb. Hier wären Techniker gewesen, auf deren Wissen man hätte aufbauen können. Damals sollte auf der Farm Gauss auf dem Signalberg eine 68 m hohe Anlage gebaut werden. Zuvor ergaben ganzjährige Windmessungen, dass der Standort sehr geeignet ist. Das Problem war jedoch, dass es im ganzen südlichen Afrika, speziell in der Republik Südafrika, seinerzeit keinen Kran für eine derartige Höhe gab. Inzwischen soll es dort einen geben.
Die Bremer Bank, die das Projekt finanzieren sollte, zog wegen Landenteignung und Landreform und damit einem eventuellen Verlust der Anlage ihr Angebot zurück. Auch der Hinweis, einen Persilschein, den sogenannten Waiver von der Regierung Namibias vorzulegen, überzeugte sie nicht. Daher ist auf Farmland der Investitionswille der Farmer gefragt. Dabei geht es dann um möglichst kleine Einheiten. Vielleicht lockt dann auch die Zusage der Regierung, bei einer ständig drohenden Landreform, der Commercial Land Reform, keine Probleme zu bekommen. Bislang kommt eine wirkliche Landreform nicht zustande – auch gerade deshalb, weil es zu wenige schwarze Bürger gibt, die eine Farm kostendeckend betreiben können oder wollen. Anders sieht es in puncto Windenergie in der Nähe von Städten oder Industrie aus, wenn Städte oder Firmen für den Eigenbedarf investieren. Dabei ist dann der relativ geringe Einspeisepreis den Vorteilen einer zusätzlichen Energiequelle entgegenzusetzen. Generell sind wegen der einfacheren Handhabung und aus Gründen der Logistik möglichst kleine Anlagen die praktikabelste Variante.
Ein Land mit zirka 2,2 Millionen Einwohnern und kaum Industrie hat einen verhältnismäßig geringen Strombedarf. Die Region Owamboland im Norden Namibias erscheint aufgrund der Bevölkerungsdichte mit 0,5 bis 0,8 Millionen Einwohnern von Interesse, ebenso wie natürlich verbrauchsnahe Standorte wie die Städte Swakopmund, Walvis Bay und vielleicht Lüderitz an der windigen Küste. Ein ganz klarer Kandidat ist die Hauptstadt Windhoek, hier erreicht das hügelige Windhoeker Becken stellenweise bis zu 1.800 Meter Höhe. Auch aber auch alle kleineren Zentren und Dörfer kämen für die Nutzung gebrauchter Windenergieanlagen in Frage. Namibische Industrieanlagen und -betriebe, zum Beispiel Molkereien, Brauereien, Minen oder die Zementindustrie erhielten Unterstützung bei der Deckung Ihrer Grundlast. Derzeit feuert beispielsweise die Windhoeker Brauerei ihre Kessel mit Hackschnitzeln aus der Entbuschung. Daraus werden auch einige kleinere Biomassewerke betrieben. Was die kommerzielle Windenergienutzung betrifft gibt es in Namibia bisher lediglich einen 44 MW-Windpark bei Lüderitz vom Betreiber Diaz Power und einen 60 MW-Windpark in Walvis Bay, welcher von der Firma Innowind betrieben wird.
Es gibt vor Ort weder einen Ersatzteilmarkt noch ausgebildete Techniker für die vielfältigen Wartungsaufgaben bis hin zur Rotorblattwartung. Da die lokale Ersatzteilbeschaffung problematisch ist, müsste alles aus Deutschland geliefert werden. Die Stromleitungen der Farmen haben nicht den Querschnitt, um von guten Windstandorten den Strom vollständig aufzunehmen. Auch stellt das Wegenetz die Logistik vor große Herausforderunen. Nicht überall ist es für einen großen Kranwagen geeignet, zahlreiche Zauntore wären für die Durchfahrt zu klein. Zu berücksichtigen ist auch die ständige Bedrohung der Landreform auf Farmland, ganz zu schweigen von der relativ geringen Einspeisevergütung.
Ein Problem ist auch die Mentalität: Wie macht man es jemandem klar, dass er für etwas, das er nicht sieht – Strom – bezahlen soll? Wie verdeutlicht man, dass etwas, das man nicht sieht, eine Lampe zum Leuchten bringt? Und vor allem: Warum soll man dafür eine Rechnung bezahlen? Die Zahlungsmoral in Namibia ist sehr sehr schlecht. Offene Rechnungen kann man nicht beitreiben, wie man es hierzulande gewohnt ist. Bei den ausgebildeten und aufgeklärten Ansprechpartnern hingegen ist das Problem nicht eben vordringlich. Die Regierungsstellen setzen auf Großprojekte; man bekommt dort auch auf höfliche und freundliche Anfragen meist keine Antwort. Die Windkraftanlagen müssten mit anderen Lösungsmöglichkeiten konkurrieren. Denn Sinn macht die Installation von Solarpanelen, zum Beispiel auf der Namib Desert Lodge. Eine deutsche Firma aus Windhoek stellt solche Anlagen auf. Dabei werden die Batterien und die Elektroleitungen mit genutzt, die im Rahmen der dort genutzten Dieselaggregate bereits vorhanden sind. Solche Anlagen sind kaum anfällig, wartungsarm und dezentral nutzbar. Die Größe kann nach Bedarf ausgerichtet werden und der Leitungsquerschnitt zur Einspeisung ist sehr gering. Auch wenn solche Anlagen gegen Diebstahl gesichert werden müssen, ist die Investitionssumme überschaubar und nicht vergleichbar mit der von Windenergieanlagen. Im Falle einer Landreform könnten die Paneele relativ schnell abgebaut werden. Und: Sonne gibt es in Namibia überall reichlich.
Die elektrische Leistung eines Kraftwerks, gemessen in Kilowatt (kW), ist dessen Potential oder Kapazität, die Nennleistung die vom Hersteller angegebene, zuverlässig erwartbare Leistung. Die elektrische Arbeit, gemessen in Kilowattstunden(kWh) ist die tatsächlich erzeugte elektrische Energie. Wenn ein Kraftwerk mit beispielsweise 100 kW Nennleistung 10 Stunden Volllast produziert hat, ergibt dies 1000 KWh. Die Jahresbenutzungsdauer ist die Zahl der Stunden im Kalenderjahr, in denen ein Kraftwerk rechnerisch mit Nennleistung Arbeit geleistet hat. Sie stellt einen Gradmesser seiner Ausnutzung dar. Wenn ein 100 kW-Kraftwerk pro Jahr zum Beispiel 150.000 kWh produziert hat, errechnet sich die Jahresbenutzungsdauer wie folgt: 150.000 KWh / 100 KW = 1500 h. Ein in Südniedersachsen üblicher Wert bei Windkraftanlagen – ein jämmerlicher Wert, denn das Jahr hat 8760 Stunden! Im Vergleich dazu liegt der Wert bei Photovoltaikanlagen der gleichen Leistungsklasse bei 800 Stunden. Im namibischen Binnenland dürfte die Jahresbenutzungsdauer von Windkraftanlagen noch niedriger sein.
Die Grundlast ist die Mindestmenge an elektrischer Leistung die in einem bestimmten Gebiet dauernd, also 8760 h pro Jahr, gesichert zur Verfügung stehen muss. Daraus folgt, dass kein Kraftwerk allein grundlastfähig ist – Windkraft und Photovoltaik schon gar nicht. Aber auch Wasser-, Kohle- und Kernkraftwerke müssen regelmäßig gewartet und repariert werden, sodass für die Grundlast immer Reservisten gebraucht und vorgehalten werden müssen. Eine zwar umweltfreundliche Windkraftanlage in der Feldmark kann also nicht den Strombedarf seines Dorfes decken. Wenn nun ein namibischer Farmer eine gebrauchte Windkraftanlage aufstellen will, die den Stand der Technik vor 20 Jahren vertritt, sollte er sich zuerst erkundigen, ob sie die namibische Hitze und unter Umständen auch Sandstürme aushält. Um das Potenzial zu zuverlässig zu ermitteln sollte er außerdem am Standort mindestens zwei Jahre lang einen Windmesser in Nabenhöhe aufstellen und sich nicht auf "windige" Gutachten verlassen.
Unter all diesen Gesichtspunkten scheint für Namibia die Photovoltaik, gekoppelt mit Batterien, im derzeit die bessere Lösung zu sein. Natürlich muss auch hier solide kalkuliert und mit der Nutzung vorhandener Dieselaggregaten ins Verhältnis gesetzt werden.
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