Mit dem 31. Dezember dieses Jahres endet die Frist zur Einführung der bedarfsgesteuerten ...
Vor der deutschen Nord- und Ostseeküste sind mittlerweile gut 1 200 Windenergieanlagen mit einer Leistung von annähernd 5 400 Megawatt (MW) in Betrieb. Bis Ende kommenden Jahres dürfte sich die Kapazität auf annähernd auf 7 700 MW erhöhen, mehr ist bei den bislang vorliegenden Netzanschlusszusagen nicht möglich.
Absehbar ist heute schon, dass es dann in den Jahren 2020 bis 2022 zu einer Flaute beim Bau neuer Offshore-Windparks kommt. Das hängt vor allem mit dem in der letzten Legislaturperiode beschlossenen Wechsel bei der Windkraftförderung zusammen, die Förderhöhe wird an Land und auf See in Auktionen ermittelt. Mitentscheidend ist aber auch der von Schwarz-Rot in der letzten Legislaturperiode durchgesetzte Ausbaudeckel von 15 000 MW bis zum Jahr 2030.
„Wir haben in der letzten Legislaturperiode alles versucht, dass es nach den Jahren 2012 und 2013 nicht erneut zu einen Fadenriss im Offshore-Windsektor kommt“, sagte der Bundestagsangeordnete Johann Saathoff jüngst auf einer Energiekonferenz in Berlin. „Wir müssen uns aber nichts vormachen: Dieser Fadenriss steht uns demnächst wieder bevor“, sagte Saathoff, energiepolitischer Koordinator seiner Fraktion.
In der Tat: Wohl erst ab 2023 werden in der Nord- und Ostsee die nächsten größeren Hochseewindparks entstehen, solang müssen vor allem die Zuliefererbetriebe versuchen, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten und vor allem ihre Auslandsgeschäfte auszubauen. Etwa 27 000 Arbeitsplätze hängen hierzulande mittlerweile an der Windkraft auf See.
Um zumindest kurzfristig mehr Dynamik beim Offshore-Windausbau und damit neue Aufträge zu schaffen, plädiert Uwe Knickrehm dafür, die noch freien Anschlusskapazitäten auf den Konverter-Plattformen für weitere Offshore-Windparks zu nutzen: „Das könnte der im Koalitionsvertrag erwähnte Offshore-Windenergiebeitrag zum Klimaschutz werden“, sagt der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie (AGOW), zu der sich fast alle Entwickler und Betreiber der heimischen Offshore-Windparks zusammengeschlossen haben.
In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich Union und Sozialdemokraten auf Sonderausbeschreibungen von jeweils 4 000 MW für die Windkraft an Land und die Photovoltaik verständigt. Danach soll auch die Offshore-Windenergie mit einen allerdings nicht quantifizierten Beitrag berücksichtigt werden.
Nach vorliegenden Abschätzungen könnte es nach der zweiten Ausschreibungsrunde für die Offshore-Windenergie, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen, zwischen 800 und 1 400 MW an freien Kapazitäten auf See verbleiben.
Olaf Lies begrüßt diese Idee: „Natürlich ist es sinnvoll, dass mit dem weiteren Offshore-Ausbau zunächst die dann noch freien Anbindungskapazitäten aufgefüllt werden“, sagt der SPD-Energieminister aus Niedersachsen. Und auch der für die Netzanschlüsse in der Nordsee zuständige Übertragungsnetzbetreiber Tennet unterstützt den Vorschlag. „Wir sehen diese Idee positiv. Es macht volkswirtschaftlich Sinn, vorhandene Netzmittel besser auszunutzen“, betonte Wilfried Breuer, der als Geschäftsführer bei Tennet für die Offshore-Netze zuständig ist, Ende Februar auf einer Energie-Konferenz in Hamburg.
Was ganz im Sinne des SPD-Politikers Saathoff ist: „Warum sollen wir die nach der letztjährigen Auktion wesentlich preiswertere Offshore-Windenergie nicht gezielt für mehr Klimaschutz nutzen.“ Sein Petitum ist klar: „Das bislang für 2030 festgelegte Ausbauziel von 15 000 Megawatt ist viel zu wenig, das nun vom Land Niedersachsen und einigen Branchen verbände geforderte Volumen von 20 000 MW halte ich nicht gerade für üppig, es ist aber das Mindeste, was wir brauchen.“
Saathoff, gebürtiger Ostfriese, muss in Berlin allerdings noch viel Überzeugungsarbeit für mehr Offshore-Windenergie leisten. In dem jüngsten Gesetzesentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium, mit dem einige Passagen aus dem letzten EEG „repariert“ werden sollen, findet sich keine Zeilen zu einer Sonderausschreibung für die Offshore-Windenergie.
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