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Nach dem letztjährigen Rekordausbau mit 5 333 MW brutto an Land ist im vergangenen Jahr nur noch eine Windkraftleistung von 2 402 MW neu in Betrieb gegangen, rechnerisch ein Minus von rund 55 Prozent. Gerade einmal 743 neue Windenergieanlagen sind im vergangenen Jahr bundesweit neu ans Netz gegangen, ein Jahr zuvor waren es immerhin rund 1 800 Anlagen gewesen. Damit ist die heimische Windbranche auf das Ausbauniveau des Jahres 2012 zurückgefallen.
„Dramatisch“ nannte Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie (BWE) diese Entwicklung bei der Präsentation der letztjährigen Installationszahlen In Berlin. Hoffnungen auf eine Besserung in diesem Jahr konnte der BWE-Mann nicht machen. Im Gegenteil. „Zum jetzigen Zeitpunkt erwarten wir etwa 2 000 Megawatt“, so Axthelm. Diese Prognose bezeichnete Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, mit dem der BWE traditionell die Aufstellungsbilanz vorstellt, sybillinisch als „risikobehaftet.“ In Branchenkreisen machen längst Schätzungen von vielleicht 1 500 MW für den Zubau in diesem Jahr die Runde.
Zelingers nüchternde Analyse in Berlin lautete so: „Während ein nachhaltig höherer Ausbau der erneuerbaren Energien – begründet durch die erreichten Kostensenkungen und den nunmehr angekündigten Einstieg in den Verzicht auf die Verstromung von Braun- und Steinkohle – logisch wäre, ergibt sich stattdessen ein massiver Rückgang für die Jahre 2018 und 2019.“ Nach seiner Einschätzung sei es „selbsterklärend, dass mit solchen Zubauzahlen der von der Bundesregierung angestrebte Ökostromanteil von 65 Prozent an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 nicht erreicht werden kann.“
Um wieder mehr beim Windkraftausbau zu gewinnen, mahnten die Windenergieverbände mehr Flächen, stringentere Genehmigungsverfahren und eine Straffung gerichtlicher Klagemöglichkeiten an. „Wir wollen den Rechtsstaat überhaupt nicht einschränken, aber der Windbranche wäre schon viel geholfen, wenn erteilte Genehmigungen für neue Windparks analog des vorliegenden Planungs- und Beschleunigungsgesetzes nur noch von einer Gerichtsinstanz überprüft werden müssten“, setzt BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm auf eine Gesetzesänderung. Nach seinen Worten hängen derzeit Dutzende von Windkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von annähernd 10 000 MW in der Warteschleife fest, sprich bei den Genehmigungsbehörden und vor Gerichten.
Die Gründe dafür haben verschiedene Ursachen. Es fehlt nicht nur an weiteren Flächen und Genehmigungen für neue Windturbinen. Das gesamte Antragsverfahren für neue Windparks dauere mittlerweile bis zu 700 Tage, monierte BWE-Geschäftsführer. Damit nicht genug. „Eine Genehmigung bedeutet nicht mehr automatisch, dass der potenzielle Betreiber auch bauen kann. In der Regel werden alle neuen Windkraftprojekte insbesondere von Natur- und Artenschützern beklagt“, beschrieb Axthelm die Situation.
Von diesen Klagen sind auch mehrere Windparkprojekte betroffen, die ihre Genehmigung vor Ende 2016 erhalten hatten und deshalb von einer höheren Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ausgehen konnten. Voraussetzung dafür wäre aber eine Inbetriebnahme bis Ende 2018 gewesen. „Mit diesen 914 Megawatt hatten wir eigentlich fest beim letztjährigen Zubau gerechnet“, resümierte VDMA-Manager Zelinger, „wir hoffen, dass viele dieser Projekte nun den Start in diesem Jahr schaffen.“
Eine Petitesse aus dem Zahlenwerk der Windenergieverbände am Rande: Erstmals seit Jahren liegt der Marktanteil von Enercon, der Nummer eins auf dem heimischen Onshore-Windmarkt, wieder über 50 Prozent. Zuletzt lag die Quote des Unternehmens aus dem ostfriesischen Aurich bei unter 40 Prozent. Der 2018er Marktanteil von 53,2 Prozent basiert aber mehr auf der Schwäche der Konkurrenz als auf eigener Stärke. Im Vergleich zu 2017 musste auch Enercon ein Minus von 36 Prozent auf dem bisherigen Brot-und-Butter-Markt hinnehmen. Mit einer „nennenswerten Belebung“ des deutschen Windmarktes in diesem Jahr rechnet auch Enercon nicht in nächster Zeit. Die Konsequenz: „Die Bedeutung unseres internationalen Geschäfts wird weiter zunehmen“, heißt es aus Aurich.
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