Mit dem 31. Dezember dieses Jahres endet die Frist zur Einführung der bedarfsgesteuerten ...
Die Zahlen waren keine große Überraschung: In deutschen Gewässern hat sich in die installierte Offshore-Windleistung im vergangenen Jahr um 969 auf nunmehr 6 382 MW erhöht, so das gemeinsame Fazit mehrerer Windenergie-Fachverbände bei der jüngsten Präsentation der Offshore-Windbilanz 2018 in Berlin. Planmäßig sind die beiden Projekte Borkum Riffgrund 2 (Oersted) und Arkona (Eon/Equinor) komplett sowie mehr als die Hälfte des Nordsee-Vorhabens Merkur in Betrieb gegangen.
Absehbar ist, dass neben den weiteren Merkur-Anlagen in diesem Jahr vier weitere Projekte in der Nordsee mit insgesamt gut 1 300 MW Leistung neu ans Netz gehen. All diese Vorhaben müssen bis zum Jahresende mit der Stromeinspeisung begonnen haben. Anderenfalls können sie nicht von der erhöhten Anfangsvergütung nach dem sogenannten Stauchungsmodell profitieren, das Bestandteil des „alten“ Erneuerbare-Energien-Gesetzes gewesen ist. Somit dürfte Ende 2019 hierzulande eine Offshore-Windkraftleistung von rund 7 700 MW zu erwarten sein.
Genauso erwartet wird von den Verbänden aber auch, dass es beim weiteren Ausbau auf See danach zum Fadenriss kommt: Zwischen 2020 und 2022 dürften, wenn überhaupt, nur ganz wenige Anlagen neu ans Netz gehen. Für 2022 hat Innogy (das Unternehmen wird es dann in dieser Form nicht mehr geben) den Start des Nordsee-Projektes Kaskasi mit gerade einmal 250 MW Leistung angekündigt. Den Schwarzen Peter dafür trägt nach Worten von Andreas Wellbrock „ganz eindeutig“ die Politik: „In den vergangenen beiden Jahren hat es in der Großen Koalition überhaupt keine Diskussion über den weiteren Offshore-Windausbau gegeben, außerdem ist in dem vergangenen Dezember beschlossenen Energie-Sammelgesetz die noch im schwarzen-roten Koalitionsvertrag erwähnte Sonderausschreibung für Offshore-Wind völlig untergegangen“, monierte der Geschäftsführer des Industrienetzwerkes WAB e.V.
Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, auf einer Veranstaltung in Cuxhaven zwar einen entsprechenden Gesetzentwurf für diesen März angekündigt, einen entsprechenden Widerhall in den Regierungsfraktionen hat es bislang aber nicht gegeben.
Auch Marc Becker, Geschäftsführer bei Siemens Gamesa und Ko-Vorsitzender des VDMA-Lenkungsgremiums Windenergieanlagen, beklagte „die fehlenden Signale aus der Politik“. Projektierer, Betreiber und Hersteller konzentrierten sich zunehmend auf ausländische Märkte. Was nicht ohne Konsequenzen bleibt: „Da für unsere Offshore-Windindustrie der Heimatmarkt wegfällt, geben wir fahrlässig unsere bisherige Technologieführerschaft auf“, kritisierte WAB-Mann Wellbrock.
Nach wie vor setzen die Offshore-Windenergieverbände darauf, dass es hierzulande bis 2025 noch zu einer weiteren Ausschreibung kommen wird. Dafür sollen die freien Kapazitäten auf den vorhandenen Konverterplattformen genutzt werden, in Nord- und Ostsee steht für weitere Offshore-Windparks immerhin eine Kapazität von rund 1 500 MW zur Verfügung. „Sowohl von Tennet als auch von 50 Hertz wissen wir, dass der zusätzliche Netzanschluss weiterer Offshore-Windparks problemlos möglich ist“, so Wellbrock.
Der Offshore-Windbranche sei bewusst, dass diese zusätzlichen Projekte nicht kurzfristig umsetzbar seien, die Ausbaulücke in den Jahren 2020 bis 2022 bliebe angesichts der mehrjährigen Vorlaufzeiten für Seekraftwerke bestehen: „Aber diese zusätzliche Auktion wäre ein wichtiges Signal an die Branche, dass es mit dem Ausbau weitergeht.“
Wellbrock und Becker wiederholten in Berlin die Forderung der Offshore-Windenergieverbände nach einer Anhebung des Ausbauziels für die Offshore-Windenergie auf „mindestens 20 000 Megawatt“ bis zum Jahr 2030. Die offiziellen Regierungspläne sehen nach wie vor einen Deckel von 15 000 MW vor. „Wir brauchen mehr Offshore-Windenergie“, betonte WAB-Geschäftsführer Wellbrock, „anderenfalls ist der von Schwarz-Rot vorgesehene Anteil der erneuerbaren Energien von 65 Prozent an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 nicht möglich.“
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