Die Windenergie ist ein Wachstumsmarkt – und eine Säule der Energieversorgung. Umso wichtiger ist ...
Zahlen lügen nicht: Nach der von der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) jüngst veröffentlichten Analyse zur Entwicklung auf dem deutschen Windmarkt im ersten Halbjahr kommt der Windturbinenhersteller Enercon auf einen stolzen Marktanteil von über 56 % in den ersten sechs Monaten. Damit knüpft die ostfriesische Windschmiede an die Größenordnung an, die vor gut einem Jahrzehnt so etwas wie Standard für den deutschen Marktführer gewesen sind.
Die FA Wind-Analyse, die wie immer auf einer detaillierten Auswertung des von der Bundesnetzagentur betreuten Marktstammdatenregisters basiert, ist aber nur eine statistische Momentaufnahme: Große Freude an dem um mehr als 16 % gestiegenen Marktteil im Vergleich zum Gesamtjahr 2017 dürfte Enercon nicht haben. Wie schon die beiden Windenergieverbände, der Bundesverband Windenergie und VDMA Power Systems, Ende Juli berichten, konstatiert auch die FA Wind einen Einbruch auf dem deutschen Windmarkt von gut 31 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Angesichts der für die beiden kommenden Jahre wenig prickelnden Aussichten hat Enercon in der ersten Augusthälfte angekündigt, 835 Stellen bei Zuliefererbetrieben (die mehr oder weniger exklusiv für das Unternehmen arbeiten) zu streichen – was zu großem Verdruss bei Beschäftigten, Politik und Gewerkschaften geführt hat, die der Enercon-Geschäftsführung ein unsensibles Vorgehen vorwerfen.
Mit Vestas (24 %) und Nordex (10,2 %) haben, so FA Wind, nur noch zwei weitere Hersteller im ersten Halbjahr zweistellige Marktanteile gewinnen können. Größter Verlierer im Kreis der Hersteller ist GE Wind Energy, deren Marktanteil bei den Neuinbetriebnahmen von 8,6 % (Gesamtjahr 2017) auf 0,7 % abgerutscht ist. Vorerst gestoppt scheint der Aufwärtstrend bei Siemens Gamesa zu sein. Statt 4 % (Gesamtjahr 2017) landete das deutsch-spanische Gemeinschaftsunternehmen jetzt bei einer Quote von 2,8 %.
Wesentlich bedeutsamer für die weitere Entwicklung des deutschen Windmarktes als diese Markteile sind andere Zahlen aus der FA Wind-Auswertung: Ende Juli umfasste das Marktstammdatenregister bundesweit nur noch 1 328 genehmige Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 4 096 Megawatt. Rund 55 % dieser Leistung ist seit Jahresbeginn 2017 genehmigt worden, sprich dem Beginn des „Ausschreibungszeitalters“ in Deutschland. Das Niveau der monatlich genehmigten Windenergieleistung liegt um mehr als die Hälfte unter dem Level, das vor 2017 genehmigt worden ist – das erklärt die schlechten Aussichten für die heimische Windbranche in den kommenden zwei Jahren. Mittlerweile gehen vielen Windmarktexperten davon aus, dass der Zubau in Deutschland im kommenden Jahr allenfalls bei 2 000 Megawatt liegen wird – das bedeutet gemessen am Rekordjahr 2017 mit einer Neubauleistung von mehr als 5 330 MW brutto einen Einbruch von zwei Drittel des Marktes. Das damit die Entlassung weiterer Arbeitskräfte verbunden ist, liegt auf der Hand.
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