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Windkraft international: Deutschland muss sich bewegen

09.05.2016

„Wir brauchen keinen Welpenschutz mehr für die Erneuerbaren“. Mit diesen Worten hat Sigmar Gabriel bereits angedeutet, dass die deutsche Windkraft sich nach euphorischen Anfangsjahren nun zunehmend Fragen der Wirtschaftlichkeit und Effizienz stellen muss. Dieser „Trend zur Professionalisierung der Branche“ (Torsten Henzelmann, Partner der weltweit agierenden Strategie-Beratung Roland Berger) sollte mit Blick auf die zunehmende Konkurrenz beispielsweise durch die USA und China unbedingt fortgesetzt werden.

China ist Windkraft-Weltmeister – und bietet Investoren interessante Bedingungen

Das Jahr 2014 markierte für China einen Wendepunkt: Das Riesenreich, das immerhin für ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, senkte nach über zehn Jahren zum ersten Mal seine CO2-Emssionen. Diese Richtung wird China beibehalten müssen, wenn die wirtschaftliche Abhängigkeit von der Kohle reduziert und der Smog in den chinesischen Städten eingedämmt werden sollen. Während im Jahr 2013 die Erneuerbaren Energien nur einen Anteil von 10 % am chinesischen Strommix hatten, sollen es bis 2020 15 Prozent sein.

Um den Ausbau der Windkraft zu fördern, schafft die chinesische Regierung attraktive Bedingungen: Nach Jahren der sehr starken Förderung für staatliche Betriebe will sie die Akteursvielfalt wieder stärken und auch privat geführten Unternehmen, die in vielen Fällen qualitativ hochwertigere Produkte liefern können, eine Beteiligung am Markt ermöglichen. Deshalb wurde schon 2010 eine Regel aufgehoben, nach der 70 % aller Windturbinen-Komponenten in China gefertigt sein mussten. Und im Jahr 2009 entschied sich die Regierung zugunsten garantierter Einspeisevergütungen gegen ein bis dahin recht erfolgreiches Ausschreibungsmodell.

Der chinesische Markt ist zu einem Großteil in der Hand inländischer Investoren. Trotzdem können ausländische Investoren dort auf jeden Fall ihren Platz finden. Chancen bieten sich besonders in der offshore-Windkraft: Diese benötigt große, gut funktionierende Turbinen, die die Chinesen bisher selbst herzustellen kaum in der Lage sind. Die Zuverlässigkeit und gute Verfügbarkeit von Windkraft-Komponenten aus dem Ausland spielen deshalb eine immer größere Rolle: "Die Kunden in China machen gerade jetzt ihre ersten Erfahrungen mit billigen chinesischen Produkten – und diese Erfahrungen sind alles andere als erfreulich", bewertet Kuang Hua Lin, Chef der Asia-Pacific Management Consulting, in einem Interview mit der WiWo die Lage für die Produkte chinesischer Hersteller kritisch.

China ist Rekordhalter bei der weltweit installierten Windkraft-Leistung: Mit einer Gesamtleistung von 145,1 GW baute das Reich der Mitte allein im Jahr 2015 über 30 GW zu, wohingegen in Deutschland insgesamt „nur“ 44,9 GW installiert sind. Das hört sich nach viel an. Aber um den CO2-Ausstoß weiter zu senken und den Strommix effektiv in Richtung der Erneuerbaren umzukrempeln, wird China noch viel mehr als das bisherige leisten müssen. Ausländische Investoren können zum Erfolg der Windkraft in China mit hochwertigen Produkten ihren Teil beitragen.

USA: Starke Abhängigkeit von der politischen Windrichtung

Die USA scheinen nicht klassischerweise das Schlaraffenland für Windkraft-Investoren zu sein. Im Land der großen, spritfressenden Autos hatten politische Entscheidungen schon oft mit harten Blockaden zu kämpfen. Für die Erneuerbaren Energien, die gerade am Anfang im Gegensatz zu klassischen Energieträgern als weniger wirtschaftlich gelten und deshalb den Schutz der Politik benötigen, kann sich dies zu einem echten Problem auswachsen.

Dennoch begriff gerade die Regierung unter Barack Obama die Windkraft als Chance. Sie veröffentlichte mehrere Eckpunkte-Papiere und Studien, die die wichtige Rolle der Windenergie für die Zukunft hervorheben. Unter anderem wurde der sogenannte Clean Power Plan (CPP) initiiert, der die Umwelt, die Gesundheit der Menschen und nachhaltig auch die Wirtschaft schützen und stärken soll. Auch die Chance auf neue Jobs wird betont: Waren 2014 etwa 73.000 Menschen in der Windkraft-Branche beschäftigt, könnten es in den kommenden Jahren bis zu 380.000 werden, wenn der Anteil der Windkraft am Strommix auf 20 % gesteigert werden kann. Aktuell liegt dieser Anteil noch bei 4,5 % des amerikanischen Strombedarfs.

Auf der Rangliste der Länder mit der weltweit am meisten installierten Windkraft belegten die USA im Jahr 2015 mit 74,5 GW nach China den zweiten Platz. Der Zubau überstieg den in Deutschland immerhin um fast 1,5 GW: Während in Deutschland etwa 6 GW zugebaut wurden, waren es in den USA ca. 8,6 GW. Obwohl diese Zahlen vielversprechend aussehen, gibt sich die amerikanische Energie-Politik dennoch auf gewisse Weise etwas verschlafen: Die Bauarbeiten für den ersten Offshore-Windpark der USA haben gerade erst im Jahr 2015 begonnen. Und die Verlängerung der beiden Steuererleichterungsmodelle „Production Tax Credit“ und „Investment Tax Credit“ wäre beinahe an einer Blockade durch die Republikaner gescheitert und somit zum Ende des Jahres 2016 ausgelaufen.

Zum Glück setzten sich die umweltfreundlicheren Tendenzen in der amerikanischen Politik zunächst durch: Das Programm des Production Tax Credit und Investment Tax Credit wird vorerst bis 2022 fortgesetzt, womit zumindest für die nächsten Jahre wieder einer höhere Planungssicherheit für Investoren gegeben ist. Und gerade im offshore-Bereich besteht ein riesiges Potenzial von geschätzten 4.000 GW. Zusätzlich konnte die Wettbewerbsfähigkeit der Windenergie in den letzten Jahren dank eines erfolgreichen Ausschreibungsmodells stark verbessert werden, sodass in vielen Gegenden der USA der Strom aus Windkraft bereits günstiger ist als aus fossilen Quellen.

Trotz der Stärke der Windkraft stellt sich die Frage: Wie geht es weiter nach Barack Obama? Der republikanische Kandidat Donald Trump ist jedenfalls ein erklärter Gegner der Windkraft: Mit seinen bisher erfolglosen Scharmützeln gegen die schottische Regierung, um einen Offshore-Windpark zu verhindern, durch den er sich beim Golfspielen eingeschränkt fühlte, zog Trump sich zwar die Häme von Windkraftbefürwortern zu, zeigte aber auch auf, was der Windenergie in den USA im Falle eines Trump-Wahlsieges möglicherweise noch blühen könnte: In einem Interview mit der BBC ließ Trump verlauten, „We will spend whatever monies are necessary to see to it that these huge and unsightly industrial wind turbines are never constructed.“

Deutschland: Werden die Erfolge der letzten Jahre gefährdet?

Anders als die USA und China gilt Deutschland als DAS Land der Energiewende. Auf der weltweiten Rangliste belegt die installierte Windkraft in Deutschland mit 44,9 GW immerhin noch Platz drei, und im Jahr 2015 hatte die Windenergie an der deutschen Brutto-Stromerzeugung bereits einen Anteil von 13,3 %. Es besteht die allerdings Gefahr, dass die Politik sich auf diesen Zahlen auszuruhen beginnt und den Ausbau der Windkraft in den nächsten Jahren erschwert.

Zurzeit ist der Windkraft-Markt in Deutschland im Wandel: Nicht nur der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel fordert, dass die Windenergie sich den Gesetzmäßigkeiten des Marktes stellen und wettbewerbsfähiger werden müsse. Im Jahr 2017 wird deshalb ein Ausschreibungsmodell eingeführt, dass die Höhe der staatlichen Förderung für Windparks von deren Wirtschaftlichkeitsperspektive abhängig macht. Obwohl nach vielen erfolgreichen Jahren diese neuen Spielregeln die Windkraft in Deutschland im besten Fall nachhaltig stärken werden, ist es mindestens genauso wichtig, dass die Politik Investoren Planungssicherheit bietet. Dazu gehört auch das lange versäumte Thema des Stromnetzausbaus, um den umweltfreundlich produzierten Strom zuverlässiger einspeisen und transportieren zu können.

Der historisch niedrige Ölpreis senkt auch in Deutschland die Rentabilität der Erneuerbaren Energien. Dieses „Tief“ wird jedoch vorübergehen. Zudem erschließen sich durch technische Innovationen immer neue Potenziale zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Diese werden auch der deutschen Windkraft-Branche zugutekommen und die Produktivität sowie Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern. Die hohe Effizienz und Zuverlässigkeit deutscher Technologien wird die internationale Konkurrenz beispielsweise aus China natürlich nicht abschrecken, sondern vielmehr anspornen: Wenn nicht ausreichend Anreize für Investoren in Deutschland geschaffen werden, könnte es geschehen, dass Deutschland seine Vorbildfunktion für den Ausbau der Erneuerbaren Energien schneller verliert, als uns lieb ist.

Chancen für Investoren auf dem asiatischen Markt und zunehmende Konkurrenz für Deutschland

Während andere Länder zunehmend in den Ausbau der Windkraft investieren, scheint Deutschland aktuell auf der Stelle zu treten, was Anreize für Investoren angeht. Der stockende Ausbau des Stromnetzes wird zu einem ernsthaften Hemmnis und kann die Versorgungssicherheit bedrohen. Dahingegen investiert beispielsweise Südkorea in die Erforschung von Smart-Grids pro Jahr mehr Geld als die gesamte EU. „Europa sollte daher schnell nachholen, um den Anschluss nicht zu verpassen“, meint Torsten Henzelmann, Partner bei der weltweit tätigen Strategie-Beratung Roland Berger im Rahmen einer aktuellen Studie.

In den nächsten Jahren wird sich die Konkurrenz für den deutschen Markt nicht allein auf den Windkraft-Weltmeister China und die politisch eher wankelmütigen USA beschränken. Der Generalsekretär des Global Wind Energy Council, Steve Sawyer, prognostiziert „neue Märkte in Afrika, Asien und Lateinamerika, die sich zu den Marktführern der nächsten zehn Jahre entwickeln werden.“ Neben Anreizen, die sich aus Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit ergeben, ist politische Stabilität für den Ausbau der Windkraft wesentlich. Diese Stabilität ist nicht nur in den USA in Gefahr. Die deutsche Energiepolitik wird, wie sie es von der Windkraft-Branche verlangt, nun schnell aus dem Welpen-Alter herauskommen und sich der internationalen Realität stellen müssen.