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Sehenden Auges in die Flaute

08.08.2018

Windkraftausbau gerät ins Stocken

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat es bei der Windkraft an Land einen Bruttozubau von 1 626 MW gegeben. Gemessen am Rekordergebnis von 2 281 MW im Vorjahreszeitraum bedeutet das einen Rückgang von rund 30 %. Dennoch zeigten sich die beiden Windenergieverbände, der Bundesverband Windenergie (BWE) und VDMA Power Systems, bei ihrer traditionellen Halbzeitbilanz in Berlin jüngst zufrieden mit der neu installierten Leistung. „Das liegt im Korridor unserer Erwartungen“, hieß es von beiden Verbänden.

"Im Korridor [der] Erwartungen"

Der Bau der 497 Windturbinen, die in der ersten Jahreshälfte ans Netz gegangen sind, basiert komplett auf Genehmigungen, die ihre Betreiber unter dem „alten“ Förderregime des Erneuerbare-Energien-Gesetzes bis Ende 2016 erhalten hatten. Aus diesem Fundus dieser „Alt-Genehmigungen“ gibt es laut Anlagenregister der Bundesnetzagentur weitere rund 1 900 MW Windkraftleistung, von denen das Gros wohl bis Jahresende in Betrieb gehen wird – anderenfalls verlieren die potentiellen Betreiber den Anspruch auf eine erhöhte Vergütung nach dem „alten“ EGG. So gesehen erwarten die Windenergieverbände für das gesamte Jahr einen Zubau von etwa 3 500 MW – eine Zahl, die ihrer Prognose vom Jahresanfang entspricht.

Wir sind der größte Windmarkt in Europa. Wie lange noch?

Auch wenn Deutschland mit der neu installierten Windkraftleistung in diesem Jahr erneut der größte Windmarkt in Europa bleiben wird, dürfte das die heimische Windindustrie kaum beruhigen. Denn absehbar ist, dass der Zubau im kommenden Jahr auf eine Größenordnung von etwa 2 000 MW „abrauschen“ wird. „Gemessen am Rekordzubau von gut 5 400 Megawatt im Jahr 2017 ist das ein dramatischer Rückgang“, schlug BWE-Präsident Hermann Albers Alarm, „das wird nicht ohne Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten bleiben, zumal der Negativtrend sicherlich bis ins erste Halbjahr 2020 anhalten wird.“ Seine Prognose bewahrheitete sich wenige Tage später: Enercon, Marktführer in der heimischen Windbranche, kündigte an, Verträge bei diversen Zulieferern nicht zu verlängern – was zum Verlust von über 800 Arbeitsplätzen führen wird.

Verantwortlich für die miese Stimmung in der deutschen Windbranche sind zwei Faktoren. Da ist zum einen der „Designfehler für die Bürgerenergie“ (O-Ton VDMA Power Systems-Geschäftsführer Matthias Zelinger) bei der letzten EEG-Novelle: Diesen vermeintlichen Bürgergruppen hat das Gesetz bis zu 54 Monate Zeit für den Bau ihrer bei den letztjährigen Auktionsrunden erfolgreichen Windparkprojekte eingeräumt: „Damit kann kein Hersteller für seine Produktionsabläufe planen“, betonte Zelinger.

Wo bleiben die Sonderausschreibungen?

Die im schwarz-roten Koalitionsvertrag vereinbarten Sonderausschreibungen für die Jahre 2018 und 2019 in Höhe von jeweils 2 000 MW Windkraft an Land lassen - das ist die zweite Belastung - nach wie vor auf sich warten. Wann und ob überhaupt das sogenannte 100-Tage-EEG-Gesetz, in dem diese Zusatzmengen gesetzlich verankert werden sollten, kommt, ist auf dem Berliner Politparkett nicht absehbar. Vor der parlamentarischen Sommerpause hatten sich Union und Sozialdemokraten über diese Sonderausschreibungen zerstritten. Insbesondere der Wirtschaftsflügel der CDU/CSU-Fraktion wollte von diesen zusätzlichen Ausschreibungsmengen nichts mehr wissen.

„Was wir brauchen, ist ein festes Mengen- und Zeitgerüst für den im Koalitionsvertrag vereinbarten 65-prozentigen Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030“, heißt es dagegen bei den Windenergieverbänden. Das verschaffe Windprojektierern und Investoren die notwendige Planungssicherheit, gezielt für neue Genehmigungen zu arbeiten.

Irgendwann im Herbst, heißt es dieser Tage nebulös, könne es möglichweise zu einer EEG-Novelle plus einer Regelung für die Sonderausschreibungen kommen. Unterdessen driftet die Windbranche hierzulande in eine Flaute – was die Politik sehenden Auges derzeit aber nicht zum Einlenken und Handeln motiviert.