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Windbranche verschafft Flüchtlingen Arbeitsplätze

18.06.2018

Die Idee habe es schon länger gegeben, sagt Geschäftsführer Ian Paul Grimble, einer der beiden Geschäftsführer der psm Nature Power Service & Management GmbH aus Erkelenz (Kreis Heinsberg): „Als die Flüchtlingswelle ab Frühherbst 2015 über Deutschland rollte, haben wir uns gefragt, welchen Beitrag wir als Unternehmen leisten können. Den Flüchtlingen bei der Integration zu helfen, indem wir ihnen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt schaffen, schien uns am zielführendsten“.

Es hat allerdings bis zu diesem Frühjahr gedauert, bis psm mit drei weiteren Service- und Wartungsunternehmen aus der Windbranche, nämlich Deutsche WindTechnik X-Service GmbH (Osnabrück), RTS Wind AG (Bremen) sowie UTW Dienstleistungs-GmbH (Hamm), das Projekt „Empower Refugees“ starten konnte. In einem Pilotprojekt schulen die vier Unternehmen aus dem Service- und Wartungssektor insgesamt 12 Flüchtlinge zu Servicetechnikern um. 

Flüchtlinge als Servicetechniker für Windkraftanlagen

Psm schlage mit dieser Initiative gleich zwei Klappen, betonte Geschäftsführer Grimble bei der Vorstellung des Projektes: „Wir setzen damit nicht nur unseren eigenen gesellschaftlichen Anspruch um, Migranten bei der Integration zu helfen, sondern gewinnen Ende 2019 gleich vier neue Kollegen.“ Womit auch die Personalnot des unabhängigen Servicedienstleister etwas gemildert wird: „Für unsere Tätigkeiten gibt seit schon seit längerem einen Mangel an Fachkräften, der sich mit der ständig steigenden Zahl von Windenergieanlagen noch verstärken wird.“ 

Alle an dem Vorhaben beteiligten Service- und Wartungsunternehmen haben den Lehrgangsteilnehmern nach einem erfolgreichen Abschluss eine Festanstellung zugesagt. 2016 ist nach Worten von Grimble die Idee von diesem Umschulungskurs geboren worden: „Dass es bis zum Start in diesem Frühjahr so lange gedauert hat, hängt viel mit bürokratische Hürden und notwendigen Förderzusagen zusammen, von denen wir anfangs keine Ahnung gehabt haben.“

Ausbildung von Flüchtlingen ist nicht nur in gesellschaftlichem, sondern auch im Eigeninteresse

Psm-Partner bei dem Umschulungs- und Ausbildungsprojekt ist die bekannte Kraftwerksschule Essen e.V. (KWS), die sich in den zurückliegenden Jahren den erneuerbaren Energien geöffnet hat. Dieser Liaison hat die Energieagentur NRW über ihr Branchenetzwerk Windenergie den Weg geebnet. „Wir werden die Lehrgangsteilnehmer neben dem obligatorischen Besuch einer Lehrwerkstatt, in der sie unter anderem Fräsen, Bohren oder Sägen vermittelt bekommen, in den rund anderthalb Jahren zum Industrie-Elektriker umschulen“, umriss KWS-Lehrgangsleiter Christian Jaffke die Ausbildungsinhalte. Am Ende erwarte alle Umschüler eine Prüfung für den IHK-Abschluss zur Elektrofachkraft. Seit Mitte März hatten die zwölf Flüchtlinge neben mehreren Eignungstests und medizinischen Untersuchungen erste Praktika in den Serviceunternehmen absolviert. „Von allen Unternehmen hatten wir bislang durch die Bank eine positive Rückmeldung, alle lobten ihren Einsatzwillen“, zeigte sich Jaffke zufrieden. 

Um die Windkraft-Ausbildung zu forcieren, kann sich die Kraftwerksschule künftig über eine Trainingswindturbine auf ihrem Gelände freuen. Die entsprechende Anlage, eine Südwind MD 70, hat psm aus einem Repowering-Vorhaben gekauft. „Wir haben den Bauantrag für den rund zehn bis zwölf Meter hohen Trainingsturm inklusive Gondel bereits gestellt“, ließ der KWS-Projektleiter durchblicken. Damit werde die Ausbildung für die Teilnehmer am Standort Essen „noch ein Stück realistischer.“ Die Umschulungskosten für jeden Teilnehmer bezifferte Jaffke mit rund 40 000 Euro: „Wir haben die Zusage vom Jobcenter Essen für insgesamt 15 solcher Fördermaßnahmen.“

Finanzierungsunterstützung vom Jobcenter

Psm-Geschäftsführer Ian Paul Grimble hofft nicht nur, dass weitere Jobcenter im Lande dem Vorbild in Essen folgen: „Wir verstehen unsere Initiative als Signal an die Windbranche, mehr für die Integration von Flüchtlingen, aber auch mehr für Ausbildung zu tun.“ 

Obgleich der erste Umschulungslehrgang zum Windkrafttechniker erst seit kurzem läuft, hat KWS-Projektleiter Jaffke ein (durchaus angenehmes) Problem: „Wir haben schon heute von mehreren Unternehmen verbindliche Zusagen für die Übernahme von insgesamt 30 Absolventen unseres Umschulungskurses vorliegen.“ Sprich, eine Fortsetzung von „Empower Refugees“ in der Windbranche ist sehr wahrscheinlich.

Eine echte Chance für beide Seiten

Froh über das Projekt „Empower Refugees“ ist Hossein Mowludi aus dem Iran, der zusammen mit drei Flüchtlingen aus Syrien die ersten Praktika bei psm absolviert hat: „Ich freue mich sehr, dass psm mir die Chance gibt, in Deutschland richtig Fuß zu fassen. Die Kollegen hier in Erkelenz haben mich mit offenen Armen empfangen“, fällt sein erstes Zwischenfazit durchweg positiv aus: „Darauf habe ich lange gewartet.“